Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen: Gene haben kaum Einfluss auf Gewichtsreduktion

Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen: Gene haben kaum Einfluss auf Gewichtsreduktion
Lebensstilinterventionen sind zur Behandlung der Adipositas bei Kindern stärker zu berücksichtigen. [Bildnachweis: Gatien Gregori, Stockfoto]

Gene scheinen keinen großen Einfluss darauf zu haben, ob Lebensstilintervention bei übergewichtigen oder fettleibigen Kindern Erfolg haben werden. Umwelt-, Sozial- und Verhaltensfaktoren sind wichtiger zu berücksichtigen.

Trotz genetischer Veranlagung kann man eine erfolgreiche Gewichtsabnahme durch entsprechende Umstellung des Lebensstils erreichen.

Dies erklärt Dr. Melanie Heitkamp vom Lehrstuhl und Poliklinik für Prävention, Rehabilitation und Sportmedizin der Technischen Universität München. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen hat sie am 14.12.2020 Ergebnisse der LOGIC-Studie (Obesity Genes and Weight Loss During Lifestyle Intervention in Children With Obesity) im weltweit renommierten Fachjournal JAMA Pediatrics veröffentlicht. Fünf Genloci standen demnach mit der Veränderung des Körpergewichts in Zusammenhang, allerdings in sehr geringem Ausmaß (0,7 kg Unterschied).

Etwa jedes siebte Kind in Deutschland ist zu dick oder sogar fettleibig. Das zeigt eine Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen des Robert-Koch-Instituts (RKI) aus 2018. Damit verbunden sind zahlreiche Begleiterkrankungen wie frühzeitige Gefäßveränderungen, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck oder Typ-2-Diabetes.

Genetische Faktoren vs. Lebensstil

Inwieweit genetische Faktoren und der Lebensstil mit dem kurz-, mittel- und langfristigen Therapieerfolg bei übergewichtigen und adipösen Kindern und Jugendlichen nach einer stationären Adipositastherapie assoziiert sind und ob bestimmte Parameter den individuellen Therapieerfolg vorhersagen können – dies war die zentrale wissenschaftliche Fragestellung der LOGIC-Studie. Von 2006 bis 2013 haben die Münchner Forscher die Studie in Kooperation mit der Klinik Schönsicht in Berchtesgaden und dem Helmholtz Zentrum München, Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (HMGU), durchgeführt.

Ergebnisse der LOGIC-Studie

Für die aktuell veröffentlichte Untersuchung nahmen 1.429 übergewichtige oder fettleibige Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 19 Jahren an einem vier- bis sechswöchigen, standardisierten Lebensstil-Interventionsprogramm teil, mit täglicher körperlicher Aktivität, kalorienreduzierter Ernährung und Verhaltenstherapie. 8,7 Kilo gegenüber dem Ausgangswert betrug der durchschnittliche Gewichtsverlust der Studienteilnehmer am Ende der Behandlung. Das Durchschnittsalter lag bei 14 Jahren. Der BMI bei den Kindern und Jugendlichen wurde in dieser Zeit um 3,3 Punkte gesenkt.

Unter 56 ausgewählten genetischen Loci identifizierten die Forscher fünf, die mit der Gewichtsreduktion im Laufe der Therapie zusammenhingen. Die Bedeutung dieser Loci hinsichtlich der Gewichtsreduktion durch Lebensstilinterventionen war bisher nicht in großen Interventionsstudien untersucht worden.

Bei Stoffwechselerkrankungen wie Adipositas sollte in Zukunft noch mehr auf personalisierte Prävention – auf individuelle Therapieansätze hinsichtlich körperlicher Aktivität, kalorienreduzierter Ernährung und Verhaltenstherapie – gesetzt werden, um den besten therapeutischen Erfolg zu erzielen.

Dies betont Dr. Heitkamp, die mit ihrem Team weitere Auswertungen der LOGIC-Studie vornimmt.

  
  
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